Lukas

Integration in der freien Wirtschaft

Während der 3-jährigen Ausbildungszeit von Lukas wurde er von uns begleitet und unterstützt. Wie es dazu gekommen ist, wie seine Ausbildungszeit verlief und wie sein weiterer Weg war, haben wir in einem Interview erfahren.

Eltern: Wie verlief die Ausbildung von Lukas bis zum Start seiner Lehre?

Schon im Kindergarten hat Lukas Frühförderung, Sprachförderung, Musiktherapie usw. bekommen. Das war toll! Aber ohne erhöhte Familienbeihilfe und der Flexibilität im Job wäre das nicht möglich gewesen. Nachdem uns gesagt wurde, dass Lukas den Hauptschulabschluss nicht schaffen würde, waren wir sehr geknickt. Darum haben wir uns gemeinsam mit Lukas für die Berufsvorbereitungsschule in Schlins entschieden. Dort war Lukas zwei Jahre im Internat. Die erste Herausforderung war mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von Bregenz nach Schlins zu kommen. Dies hat eine Lehrerin so lange mit ihm geübt bis es selbständig geklappt hat. Nach einer Weile war Lukas so sicher, dass er andere Jugendliche mit Beeinträchtigung begleiten konnte. Neben den schulischen Inhalten wurden auch die Grundlagen der Haushaltsführung gelernt, wie z.B. Geschirr abwaschen. Die Ausbilder waren sehr kompetent und überaus hilfsbereit.

Lukas: Kannst du uns erzählen wo du deine Ausbildung zum Tischler gemacht hast?

Meine Ausbildung zum Tischler habe ich im IAZ in Röthis gemacht.

Lukas: War Tischler immer schon dein Traumberuf?

Ich habe lange nicht gewusst was ich machen möchte. Ursprünglich wollte ich in den Einzelhandel und habe die Idee dann wieder verworfen. Aber jetzt in der Tischlerei gefällt es mir sehr gut.

Lukas: Warum hast du eine Teilqualifikation im IAZ gemacht?

Das war die einzige Option für mich.

Berufsausbildungsassistentin: Wie kam es zur Begleitung von Lukas?

Im Jugendcoachingprozess der dafür GmbH wurde gemeinsam mit Lukas und seinen Eltern entschieden, dass eine berufliche Teilqualifikation angestrebt werden soll. Lukas bekam die Chance im Ausbildungszentrum Röthis eine Ausbildung zum Tischler zu absolvieren.

Der Vorteil im Vergleich zur freien Wirtschaft war, dass Lukas im IAZ nicht nur fachlich zum Tischler ausgebildet wurde, sondern auch noch zusätzliche Unterstützung durch die Begleitung von pädagogischen Mitarbeiter*innen bekam. In diesem Zuge wurde Lukas auch zusätzlich durch die Berufsausbildungsassistenz begleitet. So durfte ich Lukas über 3 Jahre hinweg unterstützen. Mein Fokus lag auf dem schulischen Bereich.

Lukas mit seiner Berufsausbildungsassistentin Dajana

Eltern: Wie habt ihr die Ausbildungszeit im IAZ von Lukas wahrgenommen?

Wir waren total froh, dass Lukas überhaupt eine Ausbildung machen konnte. Das Tischlern hat ihm sehr gut gefallen. Wir hatten Angst, dass Lukas nach seiner Ausbildung mit Teilqualifikation keine Arbeit in diesem Bereich findet. Die Lehrer haben aber Potential in Lukas gesehen. Lukas ging im IAZ total auf. Er war Lehrlingssprecher und hat somit soziale Verantwortung übernommen, was uns natürlich sehr gefreut hat. Wir waren unglaublich stolz auf ihn.

Lukas: Was ist dir bei deiner Ausbildung zum Tischler im IAZ besonders leicht gefallen? Gab es etwas das schwierig für dich war?

In der Werkstatt haben wir ein Stück für die Abschlussprüfung gemacht und gemeinsam gelernt. Das ist mir leicht gefallen. Auch die Vorbereitung auf die Abschlussprüfung war toll, das hat dann auch sehr gut geklappt.

Mit Mathe hatte ich immer Schwierigkeiten. Da hat man mir im IAZ geholfen. Auch die BAS Stunde in der Berufsschule war sehr hilfreich. Dort haben wir den Schulstoff wiederholt und gemeinsam gelernt. Während meiner Ausbildung im IAZ durfte ich Praktika in verschiedenen Betrieben machen. Das hat mir sehr gut gefallen.

Die Ausbildung im geschützten Rahmen im IAZ und mit Unterstützung der BAS lief insgesamt sehr gut.

Berufsausbildungsassistentin: Wie war die Betreuung von Lukas für dich?

Lukas war immer sehr zuverlässig und gut zu erreichen. Schwierig war die Anfangszeit der Pandemie als Lukas nicht in die Schule gehen durfte. Zu der Zeit haben Lukas und ich uns ausschließlich digital vernetzt und viel telefoniert. Ich habe immer ein positives Feedback von der Schule und dem Lehrbetrieb erhalten. Es war eine tolle Begleitung.

Eltern: Was hat während der Lehrzeit besonders gut geklappt?

Es gab jedes Jahr ein Elterngespräch mit der BAS-Betreuerin, dem Ausbildner, Lukas und uns. Uns hat es super gefallen, dass das IAZ immer total zufrieden war mit den Leistungen von Lukas. Er hat die ganze Ausbildungszeit nie verschlafen und ist immer gerne arbeiten gegangen.

Eltern: Wie ging es nach der Ausbildung im IAZ für Lukas weiter?

Da Lukas so bemüht war, haben sich sein Klassenvorstand und das IAZ engagiert um eine Stelle für ihn zu finden. Durch das IAZ konnte Lukas anfangen in einer Tischlerei zu arbeiten. Dort hat es leider nicht funktioniert, weil zu wenig Verständnis für seine Beeinträchtigung vorhanden war. Dieses Arbeitsverhältnis musste aufgelöst werden.

Durch einen sehr engagierten AMS-Betreuer kam Lukas zu seiner jetzigen Anstellung in der Tischlerei Mehrerau.

Lukas: Wie lange arbeitest du schon in der Tischlerei Mehrerau?

Ich bin seit mehr als einem Jahr hier in der Tischlerei Mehrerau.

Lukas an seinem Arbeitsplatz in der Tischlerei Mehrerau

Lukas: Was gefällt dir in der Tischlerei Mehrerau besonders gut?

Hier in der Tischlerei gefällt mir alles sehr gut. Ich mach alles total gerne. Besonders die Leute hier sind toll. Ich fühle mich sehr wohl an meinem Arbeitsplatz. Wenn viele kleine Schritte zu machen sind auf die man achten muss, ist es manchmal schwierig für mich und ich mache dann Fehler.

Eltern: Wie ist es jetzt für euch, euren Sohn voll integriert in einem Betrieb zu sehen?

Lukas braucht ganz viel Routine in seinem Alltag. Das gibt ihm Sicherheit. Wenn er Sicherheit hat und sich wohl fühlt, dann kann er aber auch aus sich herausgehen und Neues dazu lernen. In der Mehrerau hat er einen tollen Chef der dies erkannt hat. Sein Chef bietet ihm immer wieder an in anderen Abteilungen zu arbeiten und neues auszuprobieren, aber immer mit dem Beisatz: „Nur so lange du dich wohl fühlst“. Wir finden es wunderschön, dass so viel Verständnis für Lukas aufgebracht wird! Er fühlt sich total wohl in der Mehrerau und kommt jeden Tag glücklich nach Hause.

Die Arbeit als Tischler, voll integriert in der freien Wirtschaft, hat Lukas unglaublich viel Selbstsicherheit gegeben. Er sagt immer ganz stolz „Ich bin Tischler in der Mehrerau.“

Wir sind irre froh und so dankbar! Lukas wird immer selbständiger, selbstbestimmter und mobiler. Er spart fleißig auf eine Wohnung, hat sich ein Auto gekauft, geht klettern und macht selbständig Banktermine. Eine so positive Entwicklung haben wir nicht erwartet.

Tischlermeister Harald: Wie ist es für euch mit Lukas zusammenzuarbeiten?

Lukas ist eine sehr gute Arbeitskraft, wenn es darum geht Routinearbeiten zu erledigen. Er ist eine Bereicherung, weil er sehr zuverlässig und motiviert ist. Das ist durchaus nicht bei allen jungen Menschen der Fall!

Da man Lukas seine Beeinträchtigung im ersten Moment nicht anmerkt braucht man als Unternehmen Erfahrung mit Menschen mit Beeinträchtigung und auch viel Verständnis seitens der Arbeitskollegen. Lukas kann eine Aufgabe 100-mal super machen und beim 101-ten Mal wird er ein bisschen Übermütig, ist unaufmerksam und macht dann Fehler. Diese muss Lukas (wie alle anderen Arbeiter auch) wieder ausbessern. Als Chef muss man dann einfach versuchen ruhig zu bleiben und darf den Humor nicht verlieren.

Dadurch dass wir ein großer Betrieb sind, der eine Möbeltischlerei sowie einen industriellen Bereich hat, gibt es immer Arbeit für Lukas die ihn fordert, aber nicht überfordert. Wir unterstützen ihn, wo wir nur können. Das haben wir auch getan als er den PKW-Führerschein gemacht hat.

Lukas mit seinem Vorgesetztem Harald

Lukas: Was wünscht du dir für deine Zukunft?

Ich hab‘ gerade ein neues Auto gekauft und wünsche mir in Zukunft selbständig in einer eigenen Wohnung zu leben. Und ich würde gerne hier in der Mehrerau bleiben.

Eltern: Was wünscht ihr euch für Lukas’s Zukunft?

Wir wünschen uns, dass Lukas immer so verständnisvolle Vorgesetzte hat wie jetzt.

Eltern: Und generell?

Es wäre toll, wenn mehr Unternehmen das Modell der Teilqualifikation kennen würden.

Wir bedanken uns für das offene Gespräch und wünschen Lukas alles Gute für seinen weiteren Weg!

Lukas in der Tischlerei Mehrerau